Ich werde mich an dieser Stelle nicht mit der philosophischen Frage
befassen, ob UW- Fotografie analog oder digital besser sei. Eine Daseinsberechtigung haben
beide Systeme sowie ihre spezifischen Vor- und Nachteile. Wer analog fotografiert, kann in
der Regel mit optimaler Auflösung, Schärfe und Farbintensität aufwarten. Wer hingegen
digitale Aufnahmen macht, hat den Vorteil des geringeren Gewichts, der Bildnachbearbeitung
am PC und letztendlich eine für den Hobbybereich absolut ausreichend Bildauflösung sowie
die Möglichkeit, auch kleine digitale Filme unter Wasser zu drehen. Und um mit einem
klassischen Vorurteil gleich hier aufzuräumen: Auch eine höhere
Empfindlichkeitseinstellung an der Digitalkamera kann die physikalischen Grenzen
beispielsweise der Lichtfilterwirkung des Wasser nicht aufheben.Problemfall: Licht
Eine uns allen bekannte Regel lautet: Je tiefer Du tauchst, um so kälter und dunkler
wird es. Schon bei 4 Meter Tiefe wird es schnell dunkler und kühler. Ursache hierfür ist
das Licht. Denn Licht wird beim Eindringen in das Wasser abgebremst, gefiltert und
verliert deutlich nach Strahlungsenergie.
Unser (weißes) Licht besteht aus unterschiedlichen Spektralfarben vom
unsichtbaren UV- Licht bis zum gleichfalls unsichtbaren Infrarot-Licht. Dazwischen nun
liegen die für Menschen sichtbaren Farben von Rot bis Blau, die jedoch mit zunehmender
Tiefe nach und nach durch das Wasser herausgefiltert (Extinktion) werden:
Die hier aufgestellten Regeln gelten natürlich auch in der horizontalen Ebene. Eine in
7 Metern am Riff befindliche rote Koralle wird auf dem Film bzw. dem Speicherchip als
solche nicht mehr abgebildet, sondern erscheint auf dem Bild eher bräunlich.
Problemfall: Entfernung und Größen
Taucher kennen die Regel noch aus dem OWD-Kurs, wonach Objekte unter Wasser etwas 25%
größer bzw. näher erscheinen. Unter Wasser können wir nur deshalb als Taucher scharf
sehen, weil sich unsere Augen in einem luftgefüllten Raum -der Maske- befinden.
Physikalisch entstehen dabei Strahlenübergänge von der Luft in das Glas unserer Maske
und von dort in das Wasser. Wegen der unterschiedlichen Materialdichten werden diese
Lichtstrahlen zum Lot gebrochen und der Sehwinkel verkleinert. Diese
Lichtbrechung bedeutet, dass die Motive etwa 1/3 größer oder 1/4 näher wirken.
Diese Regel hat auch bei der UW-Fotografiererei ihre Auswirkungen und werfen Probleme
beim Fotografieren auf, wenn der Apparat automatisch die Entfernung zum Objekt einstellt.
Arbeit der Autofocus der Kamera nach dem Prinzip der passiven Scharfeinstellung
(Phasendetektion) stellt sich bei den digitalen Kameras die Entfernung unter Wasser
problemlos ein. Das funktioniert aber nicht mehr, wenn die Entfernung von Kamera zum
Objekt durch Ultraschall oder Infrarot eingestellt wird; hier kann die Elektronik nicht
mehr zwischen scheinbarer und realer Entfernung unterscheiden.
Problemfall: Brennweitenverlängerung
Wie oben ausgeführt, führt der größere Brechungsindex von Wasser (1,33) zu Luft
(1,0) unter Wasser zu einer scheinbaren Brennweitenverlängerung. Multipliziert man die
Überwasserbrennweite mit 1,33, so erhält man die korrekte Unterwasserbrennweite. Diese
Berechnung hat natürlich auch ihren Einfluss auf Bildwinkel und Tiefenschärfe
beides wird kleiner. Nun haben diese Ausführungen eher erklärenden Charakter, den die
modernen Kameraautomatiken nehmen diese Einstellung selber vor.
Problemfall: Lichtweg
Wie schon ausgeführt, ist der Weg des Lichtes unter Wasser langsamer und gefilterter
als an der Luft. Das wirkt sich vor allen Dingen unter Wasser dann aus, wenn Aufnahmen mit
Unterstützung des Blitzlichtgerätes gemacht werden sollen. Unter Wasser arbeitet sich
das Licht des Blitzes langsamer zum Objekt vor, wird von diesem reflektiert und kehrt
mühselig zum Sensor wieder zurück. Die Mühsalen bedeuten in der Fotografie, dass die
Leitzahlen unter Wasser andere als über Wasser sind und zudem noch Unterschiede von
Süß- zu Salzwasser wegen unterschiedlicher Dichte bestehen. Diese theoretischen
Ausführungen wirken sich in der Praxis bei unseren modernen Kameras nicht aus, denn die
Apparate berücksichtigen die örtlichen Gegebenheiten automatisch.
Problemfall: Blitzen
Die dargestellten Lichtwegprobleme machen deutlich, dass in größeren Tiefen bei
gefilterten Spektralfarben ein Aufnahme mit Blitz unumgänglich wird. Aber Blitzen hat
unter Wasser seine eigenen Probleme. Wer lediglich den eingebauten Kompaktblitz seines
Fotoapparats benutzt, also das Licht direkt (!) auf das Objekt schießt, bekommt seine
Probleme bei Schwebstoffen im Wasser. Diese werden angeleuchtet, so dass auf dem fertigen
Bild der Eindruck eines starken Schneegestöbers entsteht. Hier hilft nur das
indirekte Ausleuchten mit separaten Leuchten.
Problemfall: Gehäuse
Für fast jeden Kameratyp gibt es heute UW-Gehäuse, deren Preis allerdings je nach
zugelassener Tiefe häufig den Preis der Kamera erreichen oder diesen sogar übersteigen
kann. Hier sollte nicht gespart werden, denn nur ein gutes Gehäuse ist auch die Garantie
dafür, dass der Fotoapparat unbeschädigt an der Oberfläche wieder aus dem UW-Gehäuse
entnommen werden kann. Die UW-Gehäuse brauchen auch ihre eigene Pflege, beispielsweise
damit das Sicherheitsglas vor der Linse unter Wasser nicht beschlägt oder der wichtige
Dichtungsring bei entsprechender Behandlung und Pflege wirklich dicht ist und kein Wasser
in das Gehäuse einbrechen läßt.
Zu achten ist auch darauf, bis zu welcher Tiefe das jeweilige Gehäuse zugelassen ist.
Ein Klasse-3-Gehäuse für eine Tiefe bis zu 30 Meter sollte es schon sein, da wir
einerseits als brevetierter Taucher noch in dieser Tiefe tauchen können und sich
andererseits die hier Fotografiererei mit einer Digitalkamera wegen des Lichts und der
Farben auch noch lohnt. Am Ende dieses Berichts habe ich Links zu den mir bekannten Firmen von Gehäusen
dargestellt, jedoch ohne Garantie auf Vollständigkeit; sorry.
Problemfall: Digitale Nachbearbeitung
Digitalfotos haben Vorzug, dass sie problemlos am PC nachbearbeitet werden können.
Problemlos? Stimmt leider nicht, weil die sich uns bietenden technischen Möglichkeiten
der am Markt befindlichen Fotosoftware ein UW-Foto sehr leicht versauen können. Hier sind
entweder fundierte Software- und Fotografiekenntnisse erforderlich oder schlichtweg ein
Ausprobieren mit der Software.
Beispiel einer digitalen UW-Fotobearbeitung
1. Sowohl für Fotos wie auch für kleine Filme benutze ich eine CANON IXUS
V2 mit dem für diese Kamera von CANON vertriebenen UW-Gehäuse (30 m). Das Gehäuse ist
mit der Kamera über ein Spiralkabel mit Klippvorrichtung an meinem Jacket befestigt.
2. Unter Wasser blitze ich nie (!) und habe das Blitzsymbol im Display
deaktiviert. Denn einerseits ist der integrierte Blitz aufgrund seines direkten
Blitzlichtes grundsätzlich nicht für die UW-Fotografie geeignet und zum anderen
bearbeitet ich die Fotos später mit der Software ADOBE FOTOSHOP nach.
3. Bei einer Tiefe von 30 Metern (Wracktauchen) sind die Farben des
digitalen Bildes (ohne Blitzlicht) im Original sehr grünblaustichtig.
4. Bei der digitalen Fotobearbeitung mit einer Software vergeßt zuerst
alle möglichen Optionen (Helligkeit, Schärfe, Kontrast, Farbkorrektur), sondern nehmt
zuerst nur einen Tonwertausgleich vor, möglicherweise sogar einen automatischen
Tonwertausgleich, der bereits sehr viel mehr aus dem Bild herausholt, als dies im Original
der (farbliche) Fall ist.
5. Wer jetzt noch mit Farben und Kontrasten das Bild weiterhin bearbeiten
möchte, kann durch die entsprechenden Werkzeug der Fotobearbeitungssoftware ein
deutliches Mehr an Qualität aus dem Bild herausholen. Hier sind der persönlichen
Bildgestaltung keine Grenzen gesetzt.
Vertreiber von UW-Gehäuse (keine Gewähr für Vollständigkeit)
Links
Verfasser: ulrich@sunisland-malediven.de
Tauchbasis
auf SI: www.diveoceanus.com
Fa.
Aqualung: www.uw-fotoservice.de
Fa. Ewa Marine: www.ewa-marine.de
Fa. Gunlux: www.gun-lux.de
Fa. Sealux: www.sealux.de
Fa. UK-Germany: www.uk-germany.com
Stand Febr. 2012 |