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Reisebericht

Reisezeit April 2005

Allgemeines zur Insel

Sun Island ist eine wunderschöne und gut geführte Insel, mit zum Teil traumhaften Stränden (und gleich mehreren davon), grandioser Vegetation, dem größten (und sicherlich einem der schönsten) Süßwasserpools auf den Malediven, gutem Essen, größtenteils sehr freundlichem Personal, netten Bars und einer Größe, die es erlaubt, sich auch in zwei Urlaubswochen nicht zu langweilen.

Angenehm ist auch, daß das Preisniveau den "Proll-Faktor" erträglich hält. Lediglich von einigen notorischen All Inclusive-Vieltrinkern unterschiedlicher Nationalitäten sowie russischen Neureichen mit zum Teil sehr eigenartigen Manieren wird man daran erinnert, daß sich Kultiviertheit nun mal mit Geld nicht kaufen läßt. Alles in allem läßt sich aber sagen: Sun Island ist eine echte Perle im Indischen Ozean.

Tauchen
1) Um es vorweg zu nehmen:

Wir waren enttäuscht. Dies liegt in allererster Linie an der schlechten Visibilität. Das Beste, was wir hatten, waren etwa 15 m, aber meistens waren es eher um die 10 m, an einigen Stellen gar eine trübe Suppe von rund 5 m Sichtweite. Die Korallenriffe sind größtenteils von einer feinen Sandschicht bedeckt, was sie wenig farbenfroh, eher grau erscheinen läßt. An einigen Tauchplätzen finden sich allerdings noch sehr schöne Weich- und Hartkorallenbestände. Der Fischreichtum ist positiv hervorzuheben. An den meisten Tauchplätzen begegnet man Riffischen in üppigen Schwärmen, dazu Baracudas, Thunfischen, Muränen, Wasserschildkröten und Riffhaien.

2) Preise:

Das Tauchen auf Sun Island ist - für die Malediven wenig überraschend - teuer. Das ist auch in gewisser Weise akzeptabel. Ärgerlich ist nur, daß die ohnehin schon hohen Preise noch durch zusätzliche kleine Tricks verschleiert und aufgeblasen werden. Zum Beispiel wird von jedem neuen Tauchtouristen sozusagen als Aufnahmeprüfung ein sogenannter Check Dive verlangt, in dessen Verlauf Anfängerübungen wie Maske Ausblasen und ähnlicher Schabernack getrieben werden. Anschließend taucht man am Hausriff entlang, wenn man - wie wir - Pech hat, bei 5 m Visibilität, weitgehend toten Korallen und einem nicht gerade atemberaubenden Fischaufkommen, das man überdies beim Schnorcheln hier besser sieht. Mit anderen Worten: Der ganze Check Dive-Zirkus ist eine ziemlich unverschämte Abzocke, die wir in dieser Art in den 15 Tauchbasen, mit denen wir bisher unterwegs waren, noch nicht erlebt haben. Darüber hinaus wird noch jeder Bootsausflug extra mit USD 13,20 in Rechnung gestellt, angeblich zu dem Preis, den auch die Tauchbasis dem Hotel für die Benutzung des Bootes zahlen muß. Wer's glaubt, wird selig.

3) Sicherheit:

Eher ein Minus. Die angeblich aus Sicherheitsgründen vorgeschriebene Benutzung von Tauchcomputern geht doch wohl eher darauf zurück, daß man bei den Konsolen (üblicherweise bestehend aus Finimeter und Tiefenmesser) die Billigausführung ohne Tiefenmesser im Bestand hat. Dann braucht man natürlich einen Computer, der zusätzlich gemietet werden muß. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... Mit der eigentlichen Sicherheit wird es dann nicht so genau genommen. Zum Beispiel wird (selbst bei Anfängern) nicht darauf geachtet, daß vor jedem Tauchgang ein Buddy Check durchgeführt wird. Auch bei den Tauchgängen wird selbst dann nicht eingegriffen, wenn einzelne Tauchtouristen sich hanebüchene Extratouren leisten. So hörten wir von russischen Touristen, die bei einem auf 20 m Maximaltiefe geplanten Tauchgang ständig auf 28 m herumstrampelten, dabei viel zuviel Luft verbrauchten und die ganze Gruppe zwangen, vor der Zeit aufzutauchen. Die Divemaster greifen bei solchen Exzessen selten ein, weil sie das Geld brauchen.

4) Tauchgruppen:

Die Tauchtouristen werden auf Sun Island für jeden Tauchausflug neu einem Guide zugeordnet, wobei offenbar die Qualifikation/Erfahrung eine Rolle spielt. Daß man auch mal Leute in einer Gruppe hat, auf die man lieber verzichten würde, ist normal und passiert überall. Als Negativum vermerke ich aber, daß mit bis zu sechs Touristen pro Guide getaucht wird, was ich für zu viel halte. Vier sollte die Obergrenze sein.

5) Walhaie und Mantas:

Jeder will sie sehen. Nach wie vor sind die Malediven einer der besten Plätze auf der Welt, um Walhaie zu sehen. Und der beste Tauchplatz dazu ist wahrscheinlich Maamgili Beru, der auch von Sun Island aus angefahren wird. Dummerweise wird just hier der neue Flughafen gebaut, und seit Baubeginn sollen die Walhaisichtungen drastisch zurückgegangen sein - kein Wunder. Mantas gibt es zwischen November und April zu sehen, und zwar am "Manta Point" sogar mit Garantie. Wir waren leider außerhalb dieser Saison da. Dennoch haben wir von Mantasichtungen gehört, nur braucht man eben außerhalb der Saison etwas Glück dafür.

Fazit:

Unsere insgesamt 10 Tauchgänge waren allesamt ganz okay, aber nicht so spektakulär, wie wir erwartet hatten. Hier eilt natürlich den Malediven auch ein Ruf voraus, dem sie nicht immer gerecht werden können. Wer schon andere tolle Tauchplätze der Welt gesehen hat - vor allem solche mit 30-40 Meter Visibilität UND grandiosem Fisch- und Korallenreichtum -, wird bei seinen Tauchgängen rings um Sun Island nicht in Ekstase geraten. Letzteres geschieht erst dann, wenn man, typischerweise auf dem Weg zum oder vom Tauchplatz, einem Walhai begegnet und diesen dann schnorchelnderweise minutenlang begleitet. Dann wird die Unterwasserwelt der Malediven auch für verwöhnte Nörgler wie mich zu einem unvergeßlichen Erlebnis.

Martin Lück, Frankfurt am Main

 

eMail: Martin Lück - martin.lueck@gmx.net