Allgemeines zur Insel
Sun Island ist eine wunderschöne und gut geführte Insel, mit zum Teil
traumhaften Stränden (und gleich mehreren davon), grandioser Vegetation, dem größten
(und sicherlich einem der schönsten) Süßwasserpools auf den Malediven, gutem Essen,
größtenteils sehr freundlichem Personal, netten Bars und einer Größe, die es erlaubt,
sich auch in zwei Urlaubswochen nicht zu langweilen.
Angenehm ist auch, daß das Preisniveau den "Proll-Faktor"
erträglich hält. Lediglich von einigen notorischen All Inclusive-Vieltrinkern
unterschiedlicher Nationalitäten sowie russischen Neureichen mit zum Teil sehr
eigenartigen Manieren wird man daran erinnert, daß sich Kultiviertheit nun mal mit Geld
nicht kaufen läßt. Alles in allem läßt sich aber sagen: Sun Island ist eine echte
Perle im Indischen Ozean.
Tauchen
1) Um es vorweg zu nehmen:
Wir waren enttäuscht. Dies liegt in allererster Linie an der
schlechten Visibilität. Das Beste, was wir hatten, waren etwa 15 m, aber meistens waren
es eher um die 10 m, an einigen Stellen gar eine trübe Suppe von rund 5 m Sichtweite. Die
Korallenriffe sind größtenteils von einer feinen Sandschicht bedeckt, was sie wenig
farbenfroh, eher grau erscheinen läßt. An einigen Tauchplätzen finden sich allerdings
noch sehr schöne Weich- und Hartkorallenbestände. Der Fischreichtum ist positiv
hervorzuheben. An den meisten Tauchplätzen begegnet man Riffischen in üppigen
Schwärmen, dazu Baracudas, Thunfischen, Muränen, Wasserschildkröten und Riffhaien.
2) Preise:
Das Tauchen auf Sun Island ist - für die Malediven wenig überraschend
- teuer. Das ist auch in gewisser Weise akzeptabel. Ärgerlich ist nur, daß die ohnehin
schon hohen Preise noch durch zusätzliche kleine Tricks verschleiert und aufgeblasen
werden. Zum Beispiel wird von jedem neuen Tauchtouristen sozusagen als Aufnahmeprüfung
ein sogenannter Check Dive verlangt, in dessen Verlauf Anfängerübungen wie Maske
Ausblasen und ähnlicher Schabernack getrieben werden. Anschließend taucht man am
Hausriff entlang, wenn man - wie wir - Pech hat, bei 5 m Visibilität, weitgehend toten
Korallen und einem nicht gerade atemberaubenden Fischaufkommen, das man überdies beim
Schnorcheln hier besser sieht. Mit anderen Worten: Der ganze Check Dive-Zirkus ist eine
ziemlich unverschämte Abzocke, die wir in dieser Art in den 15 Tauchbasen, mit denen wir
bisher unterwegs waren, noch nicht erlebt haben. Darüber hinaus wird noch jeder
Bootsausflug extra mit USD 13,20 in Rechnung gestellt, angeblich zu dem Preis, den auch
die Tauchbasis dem Hotel für die Benutzung des Bootes zahlen muß. Wer's glaubt, wird
selig.
3) Sicherheit:
Eher ein Minus. Die angeblich aus Sicherheitsgründen vorgeschriebene
Benutzung von Tauchcomputern geht doch wohl eher darauf zurück, daß man bei den Konsolen
(üblicherweise bestehend aus Finimeter und Tiefenmesser) die Billigausführung ohne
Tiefenmesser im Bestand hat. Dann braucht man natürlich einen Computer, der zusätzlich
gemietet werden muß. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt... Mit der eigentlichen
Sicherheit wird es dann nicht so genau genommen. Zum Beispiel wird (selbst bei Anfängern)
nicht darauf geachtet, daß vor jedem Tauchgang ein Buddy Check durchgeführt wird. Auch
bei den Tauchgängen wird selbst dann nicht eingegriffen, wenn einzelne Tauchtouristen
sich hanebüchene Extratouren leisten. So hörten wir von russischen Touristen, die bei
einem auf 20 m Maximaltiefe geplanten Tauchgang ständig auf 28 m herumstrampelten, dabei
viel zuviel Luft verbrauchten und die ganze Gruppe zwangen, vor der Zeit aufzutauchen. Die
Divemaster greifen bei solchen Exzessen selten ein, weil sie das Geld brauchen.
4) Tauchgruppen:
Die Tauchtouristen werden auf Sun Island für jeden Tauchausflug neu
einem Guide zugeordnet, wobei offenbar die Qualifikation/Erfahrung eine Rolle spielt. Daß
man auch mal Leute in einer Gruppe hat, auf die man lieber verzichten würde, ist normal
und passiert überall. Als Negativum vermerke ich aber, daß mit bis zu sechs Touristen
pro Guide getaucht wird, was ich für zu viel halte. Vier sollte die Obergrenze sein.
5) Walhaie und Mantas:
Jeder will sie sehen. Nach wie vor sind die Malediven einer der besten
Plätze auf der Welt, um Walhaie zu sehen. Und der beste Tauchplatz dazu ist
wahrscheinlich Maamgili Beru, der auch von Sun Island aus angefahren wird. Dummerweise
wird just hier der neue Flughafen gebaut, und seit Baubeginn sollen die Walhaisichtungen
drastisch zurückgegangen sein - kein Wunder. Mantas gibt es zwischen November und April
zu sehen, und zwar am "Manta Point" sogar mit Garantie. Wir waren leider
außerhalb dieser Saison da. Dennoch haben wir von Mantasichtungen gehört, nur braucht
man eben außerhalb der Saison etwas Glück dafür.
Fazit:
Unsere insgesamt 10 Tauchgänge waren allesamt ganz okay, aber nicht so
spektakulär, wie wir erwartet hatten. Hier eilt natürlich den Malediven auch ein Ruf
voraus, dem sie nicht immer gerecht werden können. Wer schon andere tolle Tauchplätze
der Welt gesehen hat - vor allem solche mit 30-40 Meter Visibilität UND grandiosem Fisch-
und Korallenreichtum -, wird bei seinen Tauchgängen rings um Sun Island nicht in Ekstase
geraten. Letzteres geschieht erst dann, wenn man, typischerweise auf dem Weg zum oder vom
Tauchplatz, einem Walhai begegnet und diesen dann schnorchelnderweise minutenlang
begleitet. Dann wird die Unterwasserwelt der Malediven auch für verwöhnte Nörgler wie
mich zu einem unvergeßlichen Erlebnis.
Martin Lück, Frankfurt am Main
eMail: Martin Lück - martin.lueck@gmx.net |