Wir sind von unserem Besuch auf dieser wunderschönen
Bilderbuchinsel immer noch berauscht und es fällt die Umstellung auf das
menschenunfreundliche Klima hierzulande sehr schwer. Die Vegetation (Mischung von
Parklandschaft und Verwilderung) sowie das türkisfarbene, warme und glasklare Wasser sind
kaum zu beschreiben.
Die Anreise war allerdings ein Albtraum: Wir hatten das Speedboat
gebucht, weil wir beide gerne auf dem Meer sind und uns eine spannende und interessante
Fahrt versprochen haben. Als wir in Male ankamen, war es bedeckt, regnerisch und sehr
stürmisch, weshalb wir leichte bis mittelschwere Bedenken hatten, in das Boot zu steigen.
Wir entschieden uns trotzdem dafür in naïvem Vertrauen darauf, daß die Malediver ihre
Witterungsverhältnisse gut genug kennen. Ein folgenschwerer Fehler! Das einzig spannende
und interessante an dieser Fahrt war, daß sie lebensgefährlich war, sobald wir uns
zwischen den Atollen auf offener See befanden. Das Boot war ca. 3 - 4 m hoch, die Wellen
bauten sich als 5 m hohe Wände vor uns auf. Das Boot schlug, nachdem es die Welle
erklommen hatte, sehr hart auf. Deshalb war es auch nicht möglich, sich unter Deck zu
begeben. Allerdings saßen einheimische Frauen und Kinder unten und schrieen vor Angst.
Wir Touris befürchteten ernsthaft, es könnte unsere letzte Stunde geschlagen haben. Die
Wellen brachen sich teilweise an Deck, so daß wir vollkommen durchnäßt waren und trotz
der relativ hohen Temperaturen froren. Bei einigen Passagieren lief das Wasser aus Ärmeln
und Hosenbeinen wieder raus. Das an Deck liegende Gepäck wurde durchnäßt und teilweise
zerstört. Dies ertrugen wir ca. 3 Stunden, bis wir das Atoll erreichten und das Wasser
etwas ruhiger wurde. Auf Sun Island bekamen wir dann nicht die Kokosnuß vorgesetzt
(darauf hatte ich mich, nachdem ich mehrere Reiseberichte gelesen hatte, schon lange
gefreut), sondern nur Kaffee und viele Formulare zum Ausfüllen. Unser Zustand nach
dem Schrecken und mit den triefenden Klamotten wurde von der Rezeption ignoriert. Das war
ein sehr entmutigender Empfang, hinzu kam, daß es weiterhin sehr stürmisch blieb und
immer wieder heftig regnete. Dazu war es schon dunkel, so daß wir uns andauernd verliefen
und dabei immer wieder von Regen überrascht wurde und wir trotz des großen Schirmes
immer wieder durchnäßt wurden. Außerdem hatten wir einen Deluxe Bungalow bekommen,
obwohl wir vor unserer Reise angekündigt hatten, daß wir auf Super Deluxe umbuchen
wollen. Hinzu kam, daß unser Bungalow sich in einem angeblich nicht zu empfehlenden Teil
der Insel befand. Am Ende dieses Tages wollten wir von dieser Insel eigentlich nichts mehr
wissen! Einige Passagiere hatten infolge dieses Erlebnisses Albträume! Kein einziger von
ihnen fuhr mit dem Boot zurück nach Male! Auch wir nahmen das Wasserflugzeug
- eine Investition, die sich nicht nur wegen der Sicherheit, sondern auch wegen des tollen
Ausblicks auf die Atolle lohnt.
Soviel zum Negativen. Zwei Tage später fing das Wetter an, sich
deutlich zu verbessern und wir hatten während der restlichen Zeit, die offiziell zu der
Regenperiode gehören soll, ein traumhaftes Wetter. Auch die Nächte waren wunderschön,
man saß draußen ohne Jacke, spürte allenfalls einen warmen Wind und genoß den klaren
Himmel (erst Vollmond, später Sternenkonstellationen, die man hier im Norden nicht zu
sehen bekommt, wie das Kreuz des Südens).
Unser Bungi (auf der Nordseite in der Nähe des Versorgungsstegs)
erwies sich als für unsere Belange vollkommen ausreichend, der Strand war z.T. zwar
steinig, dafür konnte man traumhaft schnorcheln, die Gegend wurde gerne von kleinen
Haien, Stachelrochen, Muränen und einmal auch einem Feuerfisch besucht. Allabendlich
wurden am Versorgungssteg vier bis fünf Mantas gefüttert. Wir entdeckten dort außerdem
mehrere kleine Korallengärten mit Korallen, die z.T. um die Wette mit einander blühten
und von vielen kleinen bunten Fischen, die neugierig um unsere Füße herum schnupperten,
besucht wurden. Es scheinen die zaghaften Anfänge einer Regenerierung zu sein, nachdem es
1998 zu einer massenhaften Zerstörung der Korallen gekommen war. Natürlich läßt es
sich auch sehr schön um die Wasserbungis und am Hausriff schnorcheln, allerdings fehlte
uns die dort die unmittelbare Nähe zu den lebenden Korallen. Die Fische dort sind aber
faszinierend, vor allem entdeckt man jedes Mal einen Unbekannten. Ich habe außerdem zwei
Tage lang einen Tauchkursus besucht, den ich leider nicht ganz zu Ende machte, da ich mich
erst kurz vor meiner Abreise dazu entschlossen hatte. Die Lehrerin (Julia) war sehr
engagiert und konnte sehr gut auf einen eingehen, wenn es darauf ankam. Allerdings ist ein
Crash-Kursus nicht jedermanns Sache. Beim Tauchen selbst entdeckte ich nicht so sehr viel
Aufregendes, möglicherweise, weil wir nicht tiefer als 11 m tauchten, aber vielleicht
auch deshalb, weil ich zu sehr damit beschäftigt war, meine fehlenden Tauchfertigkeiten
zu kompensieren! Unsere Nachbarn erzählten uns aber begeistert, daß sie beim Tauchen
sowohl Napoleonfischen als auch einem Walhai begegnet waren!
Zu den nicht im Wasser befindlichen Tieren: Es gibt Flughunde (riesige
Fledermäuse), Geckos (z.T. sehr hübsch), einige undefinierbare Vögel (deren Rufe
manchmal nerven können). Es gibt große Ameisen, die v.a. gerne im Bad herumkrabbeln,
aber uns persönlich nicht sonderlich gestört haben. Sie hielten sich in Grenzen, was
auch daran liegen dürfte, daß der Roomboy den Bungi zweimal täglich mit Insektenspray
bearbeitet. Mit den Mückenproblem sind wir ganz gut klar gekommen - mit massenhaft Autan
und Azaron before haben wir die Anzahl der Stiche einigermaßen niedrig gehalten und
außerdem kaum unter Juckreiz gelitten. Ansonsten half Fenistil oder Autan akut. Als
Negativfaktor, aus meiner Sicht, wären die Ratten zu bezeichnen. Wir hatten Glück, in
der Gegend unseres Bungis war rattenmäßig nicht allzu viel los: ich sah einmal eine
einige Meter von unserem Bungi vorbeilaufen und einmal lief mir eine über den Weg, als
wir mit dem Fahrrad (das man dort für $ 3,00 mieten kann - sehr zu empfehlen!) unterwegs
waren. Aber auf der anderen Inselseite (Richtung Beachbar) war einiges mehr los - unsere
Tischgenossen konnten ihre Außendusche nicht benutzen, weil sich dort eine Ratte
aufhielt, die wegen der hohen Mauer nicht wieder raus kam, außerdem feierte eine
Rattenfamilie vor ihrer Terrasse eine Party und von weiteren Begegnungen wußten andere in
der Nähe wohnende Leute zu berichten. Mein Mann entdeckte in der Nähe der Hauptbar und
im Southern Star Restaurant ebenfalls welche, freundlicherweise ohne mir davon zu
berichten! Auf jeden Fall war ich abends im Dunkeln immer etwas angespannt in der
Befürchtung, eines dieser ekligen Nager zu begegnen.
Apropos Fahrräder: es herrscht Linksverkehr (man beachte die
Einheimischen), aber man wird weder vom Hotel-Management noch vom Reiseleiter darüber
informiert. Infolgedessen herrscht ziemliches Chaos mit Unfallgefahr. Unser Reiseleiter
versprach, künftig diese nicht unwichtige Information weiterzugeben, aber als wir ihn ein
paar Tage später trafen, war er gerade rechtsfahrend dabei, frontal in uns reinzufahren,
was er höchst amüsant fand! Wir dafür weniger!
Zum Essen, Trinken und zum Service: wir hatten uns für Allinclusive
entschieden, weil wir den Eindruck hatten, daß das darin enthaltene Angebot für uns
ausreicht. Hierüber gehen die Meinungen wohl auseinander, aber für uns hat sich das
definitiv gelohnt. Uns hat das Essen außerordentlich gut geschmeckt, auch einige
Wiederholungen überhaupt nicht gestört, da es bei dem Riesenangebot nicht möglich war,
alles gleichzeitig auszuprobieren. Insofern boten die Wiederholungen (die u.E. nicht so
häufig waren) eine willkommene Möglichkeit, etwas auszuprobieren, was vorher aus
Sättigungsgründen nicht möglich gewesen war. Sehr lecker war das Obst (Melonen,
Papayas, Ananas, kleine Bananen - die ganz anders schmecken, als in Deutschland, Mangos).
Die Küche sonst war eher international - asiatische Gerichte waren ebenso vertreten, wie
Gerichte aus verschiedenen europäischen Ländern. Dem Nachtischangebot (verschiedene
Kuchen und Puddingsorten) konnten wir trotz guten Vorsätzen nie widerstehen. Sehr
störend: deutsche, englische und russische Gäste, die sich in Mallorca wähnen und fast
nackt zum Essen erscheinen und das v.a. das Kuchenbuffet belagern, als müßten sie Vorrat
für die nächsten 10 Jahre anfressen, was angesichts ihrer Leibesfülle nicht
nachvollziehbar ist.
Zu den Getränken: Wir beschränkten uns auf die Allinclusive
Getränke: das Bier war okay, aber man konnte es nicht zu oft trinken, der Rotwein war
sehr mäßig, der Weißwein dafür lecker und die Longdrinks (von denen wir -
wahrscheinlich wegen des Klimas - mehr vertragen konnten, als hierzulande) auch. Uns
gefiel die Beachbar am besten, weil es dort am ruhigsten war und es traumhaft war, dort
den Vollmond auf dem schneeweißen Sand zu erleben bzw. später unter Sternen sein
Getränk zu schlürfen. Die Kellner in der Hausbar waren wiederum freundlicher. Mit dem
Roomboy-Service und dem der Kellner waren wir sehr zufrieden - die meisten waren sehr
aufmerksam, bemüht und freundlich, hatten auch Lust, sich mit uns näher zu unterhalten.
Unser Roomboy hat unser Bett wunderschön mit Blumen dekoriert, später hat seine
Vertretung das gleiche getan. Sicher dürfte dies auch daran liegen, daß wir mit
Trinkgeldern nicht kleinlich waren, aber wir hatten trotzdem den Eindruck, daß die
Freundlichkeit auch eine ehrliche Komponente hatte - sonderlich unterwürfig wirken die
Malediver nämlich nicht auf uns, was uns sehr sympathisch war.
Das Sportangebot, das ebenfalls im Allinclusive enthalten ist, gefiel
uns auch sehr. Das Angebot ist interessant und macht Spaß (Tennis, Badminton, Squash,
Pool Billiard, Dart, Basketball, Volleyball, "Mucki-Bude" mit modernen Geräten,
Sauna, Dampfbad). Außerdem gibt es zwei Whirlpools, in denen man die Seele baumeln lassen
kann. Für uns hat jedenfalls das im Allinclusive enthaltene Preis-Leistungs-Verhältnis
gestimmt, zumal wir eines der darin enthaltenen Ausflugsangebote, das Sunset-Fishing sehr
genossen haben. Allerdings war das Wetter auch dafür wie geschaffen - es war sehr mild
und der Himmel war klar. Es hatte etwas sehr beruhigendes, auf der Bootskante zu sitzen,
die Beine baumeln zu lassen, in die Sterne zu gucken und sich dabei von dem milden Wind
streicheln zu lassen und nebenbei sein Abendessen zu fangen (es gelingt tatsächlich)!
Zu den Preisen in den Läden: aus unserer Sicht zwar nicht billig, aber
auch nicht überteuert. Vieles kostet in Deutschland das gleiche. Medikamente (im Medical
Center zu kaufen) sind erheblich billiger als bei uns!
Insgesamt eine sehr empfehlenswerte Insel. Wir würden jederzeit wieder
dort hin fahren, überlegen aber auch, ob wir nächstes Mal eine kleinere Insel besuchen,
wäre vielleicht uriger und zum Inselkoller neigen wir eh nicht. Auf jeden Fall würden
wir künftig vier Wochen buchen - es ist ein derart idealer Urlaub, den man dort
verbringen kann, daß wir dafür gerne in Kauf nehmen würden, den Rest des Jahres zu
Hause zu verbringen, um einen längeren Aufenthalt dort finanzieren zu können.
Hella und Curt
eMail: Hella und Curt Clausen -
hellaclausen@arcor.de |